ÖkoSoVer

Ökologische Solar-Vernetzung Schönebeck-Magdeburg

Projektbild

Kurzüberblick über das Projekt

„Das ÖkoSoVer-Projekt hat ein innovatives Konzept, das eine gezielte Biodiversitätsstrategie, die Erzeugung von regenerativer Energie, innovative Landwirtschaft und die Verbesserung der regionalen Infrastruktur und Raumplanung vereint.“

vorher

vorher

nachher

nachher

Die Bundesrepublik Deutschland steht vor der großen Herausforderung, in einem äußerst kurz bemessenen Zeitraum, die Energiewende umzusetzen, sich von energetischen Abhängigkeiten zu lösen und den bereits dramatisch wahrzunehmenden Klimawandel abzumildern. Ein wesentlicher Baustein dieser Transformation besteht in der Photovoltaik und Agri-Photovoltaik, die in den vergangenen Jahren einen erheblichen Leistungszuwachs erfahren hat und zu freien Marktbedingungen kostengünstig grünen Strom produzieren kann. Es müssen zeitnah große Flächen herauskristallisiert werden, in denen sich die notwendige Energieproduktion mit anderen gesellschaftlichen Ansprüchen, wie Landwirtschaft, Biodiversität, Landschaftsästhetik und Freizeit verbinden lässt.

Hier beginnt die Proketidee "ÖkoSoVer" - Ökologische Solar-Vernetzung Schönebeck-Magdeburg. Der Raum zwischen dem Norden Schönebecks, den Frohser Bergen im Westen und dem Stadtteil Magdeburg Westerhüsen zeichnet sich durch eine weitgehend offene, strukturlose Landschaft aus. Die landwirtschaftlichen Flächen verfügen über eine sehr schwache Lößauflage und sind unter den sich verschärften trockenen Klimabedingungen in den vergangenen Jahren bereits im großen Umfang brach gefallen. Weiterhin wird das Flächenareal durch eine Strom- und Gastrasse durchtrennt. Im südlichen Bereich befinden sich eine abgedeckte Müllhalde, eine Bodendeponie, sowie die Schönebecker Kläranlage. Angrenzend plant die Stadt Schönebeck die Entwicklung eines Gewerbe- und Industriegebietes. Eine für die benachbarten Städte Magdeburg und Schönebeck nötige Verbindungsstruktur in Form von Fahrrad- oder Wanderwegen ist bisher nicht vorhanden. Der Kerngedanke des ÖkoSoVer-Projektes liegt in der Gestaltung und Aufwertung dieser Landschaft.

Das ÖkoSoVer-Projekt hat ein innovatives Konzept, das eine gezielte Biodiversitätsstrategie, die Erzeugung von regenerativer Energie, innovative Landwirtschaft und die Verbesserung der regionalen Infrastruktur und Raumplanung vereint.

Im Rahmen des Projekts werden verschiedene Maßnahmen ergriffen, die die lokale Landwirtschaft stärken, aber auch Raum für innovative Landwirtschaftskonzepte geben. Zwischen und innerhalb der Solarfelder sind weitere Nutzungen geplant, die dem Bereich Energieproduktion, Landwirtschaft oder Biodiversität zuzuordnen sind. Ziel ist es, eine optisch kleinteilig wahrnehmbare Landschaft zu schaffen, in der sich die Feldhecken entwicklen, die eine optische Dominanz übernehmen.

Durch die Schaffung einer kleinstrukturierteren Landwirtschaft, dem Bau eines neuen Weges zwischen Magdeburg und Schönebeck sowie der Errichtung eines grünen Klassenzimmers wird die Landschaft auch für Anwohner und den regionalen Tourismus erlebbar.

Durch diese Maßnahmen trägt das ÖkoSoVer-Projekt nicht nur zur Erhaltung der Umwelt bei, sondern auch zur Verbesserung der Lebensbedingungen in der Region. Es ist ein zukunftsweisendes Konzept, das nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich und sozial sinnvoll ist.

Projektbild

Das Projekt wird von der Familie Meine und Claus sowie von der Firma O&L Nexentury geleitet. Die Familie Meine und Claus ist seit über 30 Jahren in der Landwirtschaft in der Region Schönebeck und Osterweddingen tätig, wobei auch die Erzeugung erneuerbarer Energien ein wichtiges und wachsendes Geschäftsfeld in dem Familienbetrieb darstellt. So sind sie seit über 10 Jahren an einer Biogasanlage beteiligt, welche verschiedene Stadtwerke mit Biomethan versorgt.

O&L Nexentury verfügt über 10 Jahre Erfahrungen in der Entwicklung, Realisierung und dem Betrieb von Photovoltaikanlagen weltweit. Es zeichnet sie aus, dass sie den gesamten Prozess, von der Konzeptionierung eines Solarparks, der Finanzierung, über die Entwicklung und Umsetzung bis hin zum Betrieb der Anlage begleiten und übernehmen. Aufgrund ihrer umfangreichen Erfahrung im Entwickeln, Bauen und Betreiben von Photovoltaikanlagen sowie mit finanzieller Unterstützung durch die KfW/DEG war das Unternehmen O&L Nexentury das erste, das eine umfassende zweijährige kommerzielle und technische Machbarkeitsstudie für eine utility-scale grüne Wasserstoffproduktions- und Exportanlage in der Namibischen Wüste durchgeführt hat.

Den Projektbetreibern ist es ein wichtiges Anliegen die Biodiversität durch geeignete und zielgerichtete Maßnahmen an ökonomisch sowie ökologisch passenden Standorten zu erhalten und zu verbessern. Die Kooperation von dem Familienunternehmen Meine und Claus und der O&L Nexentury GmbH führt zu vielen positiven Synergien. Die regionale Verbundenheit und das bestehende Netzwerk der lokalen Akteure wird mit der Internationalen Kompetenz und Wirtschaftskraft eines breit aufgestellten Unternehmens zusammengeführt.

Projektbild

Projektbeschreibung

Zur Neu-Strukturierung der ausgeräumten und strukturarmen Landschaft werden sechs Solarfelder entwicklet, die zwischen den Gemarkungen Magdeburg und Schönebeck aufgeteilt sind. Die Modulabstände der weiteren Solarfelder betragen vier Meter, im Unterschied zu sonstigen Planungen mit Modulabständen von zwei Metern. Zwischen und unter den Modulen ist die Aussaat von hochwertigem, regionalem, artenreichen Grünland-Saatgut geplant. Dazu sollen weitere landwirtschaftliche Nutzungskonzepte für die ökologische Bewirtschaftung des artenreichen Grünlandes zwischen den PV-Modulen erprobt werden. So sind neben einer Schafbeweidung, das Aufstellen von Hühnermobilen, der Anbau von Beerensträuchern, die Erzeugung von Bioheu und auch die Imkerei mögliche Optionen.

Die ca. 7m breiten Hecken fungieren als Sichtschutz für die Photovoltaikfelder und säumen die in dem Gebiet angedachten Verbindngswege ein. Außerdem bieten sie Klenisäugern, Insekten und Feldvöglen Nahrung und Schutz.

Einige Solarfelder werden auf Grund ihrer besseren Bodengüte teilweise mit einer Agri-Photovoltaikanlage (Agri-PV Anlage) ausgestattet und bewirtschaftet. Diese Fläche wird gleichermaßen für den Ackerbau als auch für die Solarstromerzeugung genutzt. Die Anlagen werden nicht höher, aber in einem erheblich weiteren Abstand von 14m gesetzt und folgen dem Sonnestand (Tracker-System). Die innovative Agri-PV Technologie soll in der hiesigen Region im Rahmen des ÖkoSoVer Kozeptes weiter erprobt und fachlich begleitet werden.

Das Planungsgebiet wird durch eine Stromtrasse durchtrennt. Diese Trasse soll durch unterschiedliche biodiversitätssteigernde Maßnahmen zum "blühenden Band" ausgebaut werden. Es sollen unterschiedliche standortangepasste regionale mehrjährige Blühmischungen ausgesät werden, Insektenhotels augestellt und Stein- und Totholzhaufen angelegt werden.

Im Rahmen des ÖkoSoVer Projektes soll zur Fragestellungen der Landwirtschaft unter Klimveränderngen geforscht werden. Auf Teilflächen wird der Anbau von neuen wärmeliebenden Kulturarten wie Lavendel, Winterdurum, Sorghumhirse und Soja erprobt. In einem weiteren Bereich ist der Anbau neuer, an die Klimaerwärmung angepassten Obstsorten, wie beispielsweise Aprikosen und Feigen, geplant.

Schnellwachsende Hölzer (Paulownia) sollen als Sichtschutz in Linienstruktur gepflanzt werden. Weitere Baumarten sollen auf einer Versuchsfläche zur Eignung für Agroforestsysteme untersucht werden. Zusätzliche ist auch der Anbau historischer Obstsorten auf Teilflächen vorgesehen.Durch die Öffnung eines verrohrten Grabens und der Neufassung von Quellen sollen sich neue Feuchtbiotope entwicklen. Für den Zugang für Wildtiere zu diesen Biotopen sowie für den Wildwechsel zwischen den einzelnen Solarfeldern werden Wildkorridore eingerichtet. Ein weiteres Pionierprojekt innerhalb des ÖkoSoVer-Vorhabens ist die Anlage zweier Hamstermutterzellen im Übergangsbereich der Solarfelder zur umgebenen Agrarlandschaft. Mehrere geplante extensive Getreidestreifen bieten nicht nur dem Hamster eine sichere Narhungsgrundlage, sondern dienen auch als Lebensraum für Feldvögel. Angrenzend an eine Hamster-Mutterzelle sollen die vielfältigen umweltfördernden Maßnahmen für Interessierte an einem Infopoint mit Rastbänken und Tafeln erläutert werden. Der Infopoint dient zudem, ausgestattet durch eine Schutzhütte, als grünes Klassenzimmer. Hier wird Wissen zu den Themen grüne Energie, Biodiversität und Artenschutz, Photovoltaik und Agri-PV an Schülergruppen vermittelt. Weiterhin ist eine Ladestation für E-Bikes geplant. Zudem wird in dem gesamten Projekt der Konzeptgedanke eines Freiraumlabors umgesetzt. Die Projektbetreiber sind offen dafür, wissenschaftliche Untersuchungen zu begleiten oder weitere Versuche zur klimaresilienten Landwirtschaft in das Projekt zu integrieren.

Zusammenfassung

Das ÖkoSoVer Projekt stellt eine erfolgreiche Umsetzung der formulierten Ziele der Deutschen Forschungsallianz dar. Die bisher strukturarmen Landschaften, die teilweise brach liegen, werden durch die Errichtung von sechs abwechslungsreichen Solarfeldern sowie umfangreichen Heckenstrukturen für vielfältige Nutzungen neu erlebbar gemacht. Diese innovative Kombination aus erneuerbarer Energie und Landwirtschaft ermöglicht eine gezielte Biodiversitätsstrategie sowie die Verbesserung des Klimaschutzes und der regionalen Infrastruktur. Darüber hinaus tragen neue Wander-, Rad- und Reitwege zur Förderung der Naherholung bei. Das Grüne Klassenzimmer und der Infopoint bieten Interessierten und Schülern die Möglichkeit, sich intensiv mit Themen wie Biodiversität, Artenschutz und Photovoltaik auseinanderzusetzen.

Durch das Projekt können bis zu 40% der Privathaushalte in Schönebeck und Magdeburg mit grüner Energie versorgt werden, was auf kommunaler Ebene zusätzlichen Gewerbesteuereinnahmen generiert. Die Kombination aus Landwirtschaft und Energieerzeugung führt zu einer höheren Flächenpacht und damit zu einer weit höheren Wertschöpfung in der Region. Zusätzlich stellt eine mögliche die Produktion von grünem Wasserstoff auf Grundlage von erneuerbarer Energie ein großes Potenzial für wachsende Gewerbegebiete und Industrieansiedlungen in den Städten.

Die Umsetzung des ÖkoSoVer Projektes wäre ein bedeutender Meilenstein für die Städte Magdeburg und Schönebeck auf ihrem Weg zur Erreichung der Energiewendeziele.